Ein 92-jähriger Mann beschloss, nach dem Tod seiner Frau ins Altersheim zu gehen. Seine bisherige Wohnung erschien ihm zu groß, und er wollte für seine letzten Tage auch noch ein bisschen Gesellschaft haben, da er geistig noch in guter Verfassung war.
Im Heim musste er lange in der Halle warten, bis ein junger Mann zu ihm kam und ihm mitteilte, dass sein Zimmer nun fertig sei. Der alte Mann bedankte sich und lächelte seinem Begleiter zu, während er auf seinen Stock gestützt langsam neben ihm herging.
Bevor sie den Aufzug betraten, erhaschte der alte Mann einen Blick in eines der Zimmer und sagte: „Mir gefällt es sehr gut.“ Der junge Begleiter war überrascht und meinte: „Aber Sie haben doch Ihr Zimmer noch gar nicht gesehen!“
Bedächtig antwortete der alte Mann: „Wissen Sie, junger Mann, ob ich den Raum mag oder nicht, hängt nicht von der Lage oder der Einrichtung ab, sondern von meiner Einstellung, von der Art, wie ich ihn sehen will. Und ich habe mich entschieden, glücklich zu sein. Diese Entscheidung treffe ich jeden Morgen, wenn ich aufwache, denn ich kann wählen. Ich kann im Bett bleiben und darüber hadern, dass mein Körper dies und jenes nicht mehr so reibungslos schafft – oder ich kann aufstehen und dankbar sein für alles, was ich noch kann. Jeder Tag ist ein Geschenk, und solange ich meine Augen öffnen kann, will ich sie auf den neuen Tag richten. Solange ich meinen Mund öffnen kann, will ich Gott danken für all die glücklichen Stunden, die ich erleben durfte und noch erleben darf.
Sie sind noch jung, doch nehmen Sie sich den Rat eines alten Mannes zu Herzen: Deponieren Sie alles Glück, alle Freude, alle schönen Erlebnisse als Erinnerungen auf einem Spezialkonto, um im Alter über einen Schatz zu verfügen, von dem Sie zehren können, wann immer Sie dessen bedürfen. Es liegt an Ihnen, wie hoch die Einlagen auf diesem Konto sind. Ich verrate Ihnen noch zwei einfache Tricks, mit denen Sie Ihr Konto rasch wachsen lassen können: Hegen Sie in Ihrem Herzen nur Liebe und in Ihren Gedanken nur Freude. In dem Bewusstsein, so ein Konto zu besitzen, verliert die Zukunft ihre Ungewissheit und der Tod seine Angst.“
Der junge Mann hatte staunend zugehört und bedankte sich nun mit einem strahlenden Leuchten in seinen Augen. Freudig drückte er den Arm des Alten und meinte: „Vielen Dank, soeben habe ich ein Glückskonto bei meiner Bankeröffnet, und dieses Gespräch ist die erste Einlage.“
Mit diesen Worten öffnete er die Tür, um dem neuen Bewohner sein Zimmer zu zeigen. Mit einem Schmunzeln sagte der Alte: „Mir gefällt es sehr gut.“
